Sie haben sicher schon vom Amazon-Förderprogramm „Unternehmer der Zukunft – Lokal und um die Welt“ gehört oder gelesen, einer Kooperation von Wirtschaftswoche und Amazon. Wir von MarktPlatz1 freuen uns besonders, im ausgewählten und sehr exklusiven Kreis der Coaches dabei sein zu dürfen. Nach einem Bewerbungs- und Auswahlprozess finden nun in den frühen Wintermonaten 2017 die entsprechenden Schulungen für die ausgewählten Händler und Verkäufer statt, um ihre Fähigkeiten in Bezug auf den Verkauf auf Amazon bzw. Amazon Seller Central ausbauen möchten.

Als weitere Referenten sind unter anderem E-Commerce-Urgestein Mark Steier und die beiden Geschäftsführer von KW-Commerce dabei. Die Trainings richten sich vor allem an kleinere Betriebe mit 20 Mitarbeitern oder weniger, die spärliche Erfahrung mit Amazon Seller Central haben oder sich gerade erst herantasten.

MarktPlatz1-Geschäftsführer Klaus Forsthofer hatte am 21. Januar 2016 als Coach seine Workshops und Vorträge, wo er bei Amazon in Berlin vor den versammelten Händlern die Unterschiede von FBA- und Eigenversand mit den jeweiligen Vor- und Nachteilen aufzeigte.

Einige Quintessenzen des Trainings möchten wir euch auch hier auf unserem Blog zukommen lassen.

Das spricht für FBA (Versand durch Amazon)

Amazon gilt als enorm konsumentenorientiertes Unternehmen, die Zufriedenheit der Kunden genießt oberste Priorität. Frustfreie Verpackungen, Expressversand, Sendungsverfolgung und Kundenservice durch Amazon – diese Faktoren tragen neben einer besseren BuyBox-Platzierung zur Beliebtheit von FBA-Angeboten („Fulfilled by Amazon“) bei. Nachdem Sie Ihre Ware an das Amazon-Lager geschickt haben, werden Versand wie auch Retouren komplett von Amazon abgewickelt. Den Versand betreffende negative Seller-Rezensionen können Sie aus Ihrem Bewertungsprofil löschen lassen, was über einen längeren Zeitraum zu einem positiveren Durchschnitt führt. Da FBA-Produkte dem Kunden attraktiver präsentiert werden, steigt die Konversionsrate des Produkts.

Besonderer Vorteil des FBA-Programms ist auch die leichtere Zentralisierung von Artikeln, die auf den europäischen Marktplätzen angeboten werden sollen. Für einen Kunden aus Italien ist es beispielsweise unattraktiv, lange Lieferzeiten und hohe Versandkosten für einen Artikel in Kauf zu nehmen, der per Eigenversand aus Deutschland verschickt wird. Durch FBA hat er die Möglichkeit, seinen Artikel bereits am nächsten Tag versandkostenfrei geliefert zu bekommen.

Mit den fast 100 Amazon-Logistikstationen auf der ganzen Welt haben so auch kleinere Händler die Möglichkeit, mit ihren Produkten zu expandieren und auch Kunden im Ausland einen bequemen Service zu bieten. Produkte werden auch dann verschickt, wenn Sie gerade im Urlaub sind, eine Pauschalgebühr für den FBA-Versand rentiert sich evtl. gegenüber der Instandhaltung einer eigenen, kosten- und betriebsaufwändigen Logistik.

Das spricht für Eigenversand

Andererseits sind auch die FBA-Kosten nicht zu unterschätzen. Die Lagerung kostet bis zu 18 Euro pro Kubikmeter (quartalsabhängig), hinzu kommen Kosten für den Versand an das Amazon-Lager sowie der mitunter große Aufwand, alle Artikel entsprechend mit korrekten Barcodes zu etikettieren.

Ein weiterer Nachteil liegt in der automatischen Wiedereinlagerung von retournierten Produkten. Kunden können Ware an Amazon zurückschicken, die dort unter Umständen als Neuware an andere Käufer verschickt wird, auch wenn der Kunde nicht richtliniengemäß mit dem Produkt umgegangen ist. So erhalten Kunden evtl. bereits getragene Schuhe oder Artikel mit unangenehmen Gebrauchsspuren und äußern ihren Unmut in den Produktrezensionen.

Bei geringen Stückzahlen und neuen Artikeln, die erst einmal ausprobiert werden sollen, ist ebenfalls Eigenversand oft die bessere Maßnahme. Sie können auf Ihre eigene Logistik zurückgreifen und haben die volle Kontrolle über alles, was Ihr Lager verlässt, sind flexibel in der Gestaltung der Verpackung und finden evtl. Versandmethoden, die günstiger sind als FBA. Beispielsweise können Sie eigenes Paketband mit Ihrem Logo drucken lassen, um eine konsequente eigene CI durchzusetzen und so ein seriöses Auftreten zu ermitteln. Versand-Präferenzen von Kunden können leichter berücksichtigt werden (Beispiel: Ein Kunde bittet um Versand mit DHL und nicht mit Hermes), Reklamationen sind leichter nachvollziehbar. Die Möglichkeit von Beilagen (z.B. Flyer oder kleine Geschenke) mag eine Hilfe für Seller sein, die noch positives Feedback für ihre Produkte oder ihren Account benötigen.

Der Versand ins Ausland kann zudem aus steuerrechtlichen Aspekten unvorteilhaft sein (z.B. aufgrund des Meldeaufwands und der Abführung verschiedener Umsatzsteuern je nach Martkplatz). In jedem Fall sollten Sie ein Gespräch mit Ihrem Steuerberater führen, bevor Sie FBA-Artikel auch auf anderen europäischen Marktplätzen anbieten.
Zudem muss der Artikel nicht nur den entsprechenden EU-Gesetzen, sondern auch bezüglich Verpackung und Beschaffenheit den Richtlinien von Amazon entsprechen.

Fazit

Ob FBA oder Eigenversand zu bevorzugen ist, unterscheidet sich von Fall zu Fall und sollte abgewogen werden. Eine hervorragende Lösung ist jedenfalls die duale Nutzung, z.B. Eigenversand während der Startphase und FBA bei größerer Nachfrage. FBA bietet sich vor allem für erfahrenere Seller an, die dazu bereit sind, sich auch mit komplizierten bürokratischen Hürden auseinanderzusetzen, doch auch diese müssen nicht auf die Möglichkeit des Eigenversands verzichten – sei es aus Kostengründen, zur Aufrechterhaltung einer konsequenten CI oder als Reserve, falls der entsprechende Artikel bei FBA nicht mehr auf Lager ist.

Karim-Patrick Bannour