Die USA unter der Führung von Donald Trump hat im aufziehenden Handelskrieg mit China nun Ihre Drohungen wahr gemacht: Nach den ersten Sanktionen im März auf Stahl- und Aluminiumimporte sind am 06.07.2018 weitere Strafzölle in Höhe von 25 % auf eine Vielzahl von Produkten in Kraft getreten. Und das ist wahrscheinlich nur der Beginn eines langen Konfliktes. Was bedeutet das für Amazon-Händler bzw. was sollten sie jetzt tun?

Welchen Umfang haben die Strafzölle derzeit?

Am 15.06.2018 veröffentlichte die Trump-Regierung eine Liste von insgesamt 818 Produkten, die beim Import aus China zukünftig mit einem Strafzoll von 25 % belegt werden. Konkret bedeutet das, dass ein vom Strafzoll betroffenes Produkt, das vorher mit 5 % Zoll belegt war, nun mit 30 % belegt wird. Diese Strafzölle sind am 06.07.2018 offiziell in Kraft getreten und entsprechen einem Importwert von ca. 34 Milliarden US-Dollar.

Welche Produkte sind von den Strafzöllen betroffen?

Ein Großteil der US-Strafzölle betrifft Artikel aus Chinas Hightech-Branchen und insbesondere solche, die auf den strategischen Plan „Made in China 2025“ einzahlen sollen, der die Aufwertung der chinesischen Industrie im Auge hat. Zu den derzeit betroffenen Produktkategorien gehören u. a.

  • Motoren
  • Maschinen zum Bearbeiten von Mineralien, Glas, Gummi oder Kunststoff
  • Kraftfahrzeuge und Motorräder
  • Prüf-, Mess- und Diagnoseinstrumente
  • Geschirrspüler
  • Festplatten

Bisher waren fast ausschliesslich unverarbeitete Rohstoffe oder schweres industrielles Material, wie Maschinen, betroffen. Dass wird sich aber ändern, sodass davon auszugehen ist, dass ist Zukunft z. B. auch Artikel, die beispielsweise aus Aluminium bestehen, auch strafbesteuert werden!

Eine Liste mit den im Moment betroffenen Produktkategorien sortiert nach der Zollklassifizierung „Harmonized Tariff Schedule of the United States“ (HTSUS) finden Sie hier ab Seite 14: https://ustr.gov/sites/default/files/files/Press/Releases/301FRN.pdf

Bitte beachte aber, dass sich die Situation jederzeit ändern und neue Produkte hinzukommen können.

Die Zukunft: weitere Strafzölle absehbar

Wenn du die politische Großwetterlage in den USA verfolgst, wirst du wenig Zweifel daran haben können, dass dieser Handelskrieg noch länger andauern wird. Noch am selben Tag, als die amerikanischen Zölle in Kraft traten, verkündete die chinesische Regierung ihrerseits Strafzölle auf 545 amerikanische Produkte. In der Zwischenzeit fährt Amerika schon die nächsten Geschütze auf und plant weitere Strafzölle auf 284 chinesische Produkte im Wert von ca. 16 Milliarden US-Dollar. Auch hierzu findet sich bereits eine offizielle Übersicht: https://ustr.gov/sites/default/files/enforcement/301Investigations/List%202.pdf

Nach mehreren Quellen soll Präsident Trump sogar verkündet haben, dass er „bis 500 Milliarden“ gehen werde, was den gesamten chinesischen Exporten in die USA im letzten Jahr entsprechen würde.

Und auch zu Kanada, Europa und anderen Staaten ist das Verhältnis – Stichwort Handelsbilanzdefizit – äußerst gespannt. Somit sind weitere Strafzölle für Importe aus anderen Ländern wahrscheinlich nur noch eine Frage der Zeit. In den nächsten Wochen mag es aufgrund der „Sommerpause“ zu einer trügerischen scheinbaren Beruhigung der Situation kommen. Aber spätestens ab Oktober dürfte das Thema Handelskrieg mit Macht auf die politische Bühne zurückkehren. Präsident Trump wird im Hinblick auf die Wahl zum Repräsentantenhaus am 06.11.2018 und seiner „America First“-Strategie in den Verhandlungen mit anderen Ländern kaum zu Zugeständnissen bereit sein.

Was sollte man als Amazon-Händler hinsichtlich der Strafzölle unternehmen?

Die von dir in die USA vertriebenen Produkte sind im Moment nicht betroffen und du bist bis jetzt von Strafzöllen verschont geblieben? Dann solltest du dieses Zeitfenster dringend nutzen. Ab dem 1. Oktober 2018, also mit dem Ende der politischen „Sommerpause“ in den USA, musst du mit neuen Sanktionen und Zöllen rechnen. Ein mögliches Rezept gegen gegen die dadurch entstehenden Zusatzkosten: Verlagere bereits im August und September möglichst viel deiner Ware in die USA.

Ansgar Thüne